Wenn Du jetzt diese Zeilen liest, ist es zu spät: du hast die erste Fashionweek in Zerbst verpasst! Doch wie kommt es zu diesem Phänomen, das auf den ersten Blick dem Zusammentreffen von Blutwurst mit Zartbitterschokolade gleicht? Zum Glück war modeverliebt für Dich vor Ort unterwegs und schaute sich die aktuellen Trends in der Anhalter Kreisstadt mal genauer an. Nein ernsthaft, das stand nicht auf meiner Liste. Ich war eher zufällig in meiner alten Heimat unterwegs und konnte nicht widerstehen, als ich die Einladung in die Finger kriegte.
Das Mode Center AWG – der Name steht für „Alle werden glücklich“ – lud zur Modewoche ein. Dieses Untenehmen bietet als eines der wenigen Zerbster Bekleidungsgeschäfte eine relativ große Vielfalt an Mode an: von günstig bis teuer, von casual bis business, von Noname bis Designer. Ich las die Einladung und nach kurzer Erholungsphase war ich gespannt von dieser mutigen Ansage, eine Fashion Week in Zerbst zu veranstalten. Ich erwartete gut präsentierte Mode, ausgewählte Musik, fashioninteressierte Menschen und wie angekündigt: Sekt und Marshmellows. Vor Ort bei AWG suchte ich die Geschäftsführerin. Wie in Stein gemeißelt sah sie mich an, als ich bewaffnet mit Kamera und Notizblock nach einem Interview fragte. Verwirrung, Irritation und Schock. Ein Interview, damit hatte man wohl nicht gerechnet. Sie beantwortete mir trotzdem spontan, ehrlich und kompetent meine Fragen, zeigte mir die spannenden Stücke der Kollektionen und die aktuellen Trends.
Ich war beeindruckt. Im Nu hatte ich meine Antworten zusammen und wollte noch ein paar Fotos machen, als mir die kompetente Dame leider verkündete, dass wir das ganze Interview streichen müssen, da es von der Geschäftsleitung in der Zentrale des Unternehmens nicht genehmigt wurde. Ich stand total verdattert da. Was war denn da los? Eine Fashionweek ohne Presseberichte? Mode ohne Publicity? Später in meinen Recherchen stellte sich heraus, dass AWG einen Onlineshop hat und sogar ein Facebookprofil, was die Kunden auf dem neuesten Stand hält. Wie kommt es, dass ein Unternehmen, das die neuen Medien bedient, auf PR und Blogger verzichtet? Schade eigentlich, wenigstens wurde ich beim Bezahlen gefragt, ob ich ein Glas Sekt trinken wolle. Ich lehnte ab, nach dieser journalistischen Enttäuschung war mir nicht nach Feiern zumute.
Zusammenfassung der Trends, die ich in Zerbst erspähen konnte: Farbe, Neon und noch mal Farbe. Was in Berlin schon seit zwei Modesaisons zu sehen ist, wird in Zerbst noch als heiße Ware gehandelt. Ich finde das gut und unterstütze AWG trotzdem mit dem Kauf einer Chino in leuchtendem Türkis mit knallgrünem Innenfutter. Bei Deichmann in Zerbst habe ich dann noch die passenden Schuhe aus grobem Stoff in knalligem Ethnoprint gefunden. Gar nicht so schlecht, das „neue Modeparadies Zerbst“.
chris_modeverliebt
Oh man. Ich schmeiß mich weg. Ich komme ja auch aus Zerbst und mein Vater schaut wohl öfter bei AWG vorbei, nur daher kenn ich den Laden. Schade, dass sie keine Presse mögen, da hätte ich doch auch glatt mal vorbeigeschaut. Die Schuhe gefallen mir übrigens gut, aber die hättest du auch in Berlin bekommen.
Na da tut sich doch langsam etwas 🙂 Wurde denn auch ein Laufsteg usw. organisiert? Wäre gern dabei gewesen, wie du dort als Presse reinstiefelst *hihi*
Ja, ich wäre tatsächlich auch hingegangen, aber es war wohl alles sehr spontan. Die Haltung des AWG Modecenters ist jedoch äußerst fragwürdig. Sie wollen sich modern in Zerbst präsentieren und haben durch einen Zufall die Chance auf PR, und dann machen Sie so was. Traurig und leider von vorvorvorgestern. ;-(
Es gab in der Tat eine Runwayshow! Die konnte ich mir leider nicht ansehen, weil ich an dem Tag wieder abreiste. Aber ich wurde bei meinem Einkauf freundlich dazu eingeladen. Das nächste Mal bin ich definitiv dabei! 😉
Hallo.
Wir haben uns ja scheckig gelacht als wir das lasen. Die Provinz Zerbst soll berühmt werden. Das ist zu schön um wahr zu sein. Die Professionalität des AWG Teams lässt natürlich zu wünschen übrig, was allerdings an der Provinz liegen könnte. Herrlich. Das Gesicht hätte ich gerne auch gesehen.
Super. Macht weiter so.
Die Holfi und Familie aus Dresden